Warum Absteiger SV Unter-Flockenbach der Gejagte ist
Warum Absteiger SV Unter-Flockenbach der Gejagte ist
„Wir wollen oben mitspielen,
und wir werden die Gejagten sein“
Fußball: SV Unter-Flockenbach soll nach dem Abstieg so dominant auftreten wie ein Oberligist. Gesucht werden noch ein Innenverteidiger und ein Stoßstürmer
Von Bernd Graber
Unter-Flockenbach. Erst ein Gegentor in den ersten drei Testspielen: Der SV Unter-Flockenbach scheint in der Vorbereitung auf dem richtigen Weg zu sein, das Manko aus der Abstiegssaison in der Fußball-Hessenliga abzustellen. Denn da war der Aufsteiger die „Schießbude“ der Liga und kassierte (allerdings auch in mammuthaften 38 Spielen) satte 110 Gegentore.
Dalio Memic und Nico Hammann, die zusammen das Traineramt nach 18 Jahren von Mirko Schneider übernommen haben, wissen jedenfalls genau, wo sie anzusetzen haben. Der komplette Defensivverbund braucht mehr Stabilität. Nach dem 1:1 zum Auftakt gegen die U19 des SV Sandhausen gab es ein 4:0 gegen den Kreisoberligisten FC Ober-Abtsteinach und am vergangenen Samstag ein 0:0 beim badischen Verbandsliga-Rivalen TSG 62/09 Weinheim. Das war dann schon ein ordentlicher Härtetest für den SVU bei brütender Hitze vor immerhin 150 Zuschauern – so viel hatte die TSG 62/09 während der Runde im Sepp-Herberger-Stadion selten – und mit guten spielerischen Ansätzen auf beiden Seiten.
Die Fußballfans sind also durchaus gespannt, wie sich die beiden Nachbarklubs und Kooperationspartner in der neuen Saison schlagen. Ambitionen haben sie jedenfalls beide – gerade auch der SV Unter-Flockenbach, der den letztlich unnötigen Abstieg aus der Hessenliga aufgearbeitet hat.
Nachdem Mirko Schneider bereits in der Winterpause bekannt gegeben hatte, dass für ihn am Saisonende Schluss ist, war der Weg für alle frei, einen „Cut“ vorzunehmen. Der fällt, wie man es vom SV Unter-Flockenbach eigentlich in den vergangenen Jahren gewohnt ist, behutsam aus. Als Trainer wurden Ex-Profi und Kapitän Nico Hammann und der bisherige Co-Trainer Dalio Memic installiert. Ihnen zur Seite steht wieder Sascha Noe als Co-Trainer. Neuer Torwarttrainer ist Nico Schütz, der als dienstältester Spieler seine Karriere beendet hat – Stallgeruch auf allen Positionen also.
Eine große Eingewöhnungszeit brauchen sie in Unter-Flockenbach demnach nicht, zumal sich die Neuzugänge in Grenzen halten – und zumindest zwei sind bereits gut bekannt. Morris Nag, der Sohn des SVU-Managers Rana Nag, kehrte nach vielen Jahren beim SV Waldhof Mannheim und zuletzt FC Astoria Walldorf ins Tal zurück. Der 26-Jährige ist der Unterschiedsspieler, den das Unter-Flockenbacher Mittelfeld schon im vergangenen Jahr hätte gut gebrauchen können. Offensivspieler Vassilis Chatzigiannakis (23) von Eintracht Wald-Michelbach hat die Abwehr des SVU in direkten Duellen schon des Öfteren beackert. Dominic Rück aus Ober-Liebersbach kommt aus der A-Jugend des SV Waldhof, der 18-jährige Verteidiger muss aber derzeit noch eine Hüftverletzung auskurieren.
Der 20-jährige Leon Gelzenlichter vom SV Waldhof II überzeugte bereits bei seinen Einsätzen im Mittelfeld, und auch der 21-jährige Offensivmann Niko Paschaloglu vom VfL Neckarau spielte bereits in der Verbandsliga. Hinzu kommt der 26-jährige Marcel Petrinec vom Verbandsligisten SV Münster, der sich zunächst mit dem sieben Jahre jüngeren Arthur Kovis einen Zweikampf um die Nummer eins liefern wird. „Das ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen“, sagt Trainer Memic. Der dritte Torwart im Bunde, Nico Umscheid, ist der Pechvogel und muss zunächst eine Wadenverletzung auskurieren.
Abgeschlossen hat der SVU seine Personalplanungen noch nicht. Gesucht wird noch ein wuchtiger Stoßstürmer als Ersatz für Chris Diefenbach, der zum SV Fürth zurückging. Auch ein Innenverteidiger wird noch gesucht, nachdem Ilias Tzimanis aus beruflichen Gründen zu Enosis Mannheim wechselte. Kurzfristig gewechselt ist zudem Julian Marquardt zu Wormatia Worms, verlassen haben den SVU auch Pascal Fraas (Tvgg Lorsch), der immer wieder Verletzungspech hatte, und Niklas Blüm, der zum FC 07 Bensheim wechselte. „Wir hoffen noch auf ein, zwei Transfers, um den Kader zu erweitern“, sagt Memic, der derzeit einen 22-Mann-Kader hat. Das ist nicht wenig, aber wenn Ausfälle wie im vergangenen Jahr kommen, ist das Polster auch mal schnell heruntergeschält.
„Wir haben eine extrem junge Mannschaft, die woanders als U23 laufen würde, die aber nichtsdestotrotz schon reif ist“, sagt Memic, der mit dem Team nun den nächsten Schritt gehen will. Dazu erwartet er ein dominantes Auftreten in der Verbandsliga. „Wir müssen spielen wie ein Oberligist“, fordert der Trainer und will agieren, statt zu reagieren. Immerhin sei die Mannschaft angesichts der Verstärkungen stärker als in der Hessenliga einzuschätzen, dem muss der SVU jetzt auf dem Platz gerecht werden.
Die Unter-Flockenbacher wollen und können Hessenliga. Allerdings spricht Memic nicht vom sofortigen Wiederaufstieg. Dazu ist die Konkurrenz gerade von Rot-Weiß Darmstadt und SG Bornheim, die beide den Aufstieg knapp verpasst haben, zu groß. „Wir wollen oben mitspielen, und wir werden die Gejagten sein“, weiß Memic, was seine Mannschaft erwartet. Diese müsse sich nun dagegenstemmen und ihr Können abrufen.
Gerade von den etwas älteren Spielern wie Morris Nag, Marco Kaffenberger, Fabio Schaudt, aber auch Max Heckhoff, der sich mit seinen 21 Jahren auf Anhieb einen Stammplatz in der Hessenliga sicherte, erwartet Memic eine Führungsrolle: „Sie müssen Verantwortung übernehmen.“ Dazu wird es einen neuen Kapitän geben, den das Trainerduo aus dem Mannschaftsrat bestimmen will.
Gleicht bleibt nach Rücksprache mit der Mannschaft der aus der Hessenliga gewohnte Heimspieltermin am Samstag, allerdings dann schon um 15.30 Uhr. Anschließend spielen um 18.30 Uhr die Frauen. Der Sonntag am dem Wetzelsberg gehört dann der zweiten und dritten Mannschaft.
Am Sonntag (14 Uhr) testet der SVU zu Hause gegen den ASC Neuenheim, es folgt ein Spiel gegen FC Astoria Walldorf II – beides sind Gegner aus der badischen Verbandsliga. Die Freundschaftsspiele gegen SV Fürth, KSG Mitlechtern und SG Wald-Michelbach läuten den Endspurt ein. Das wären dann acht Testspiele, bevor es am 6. August bei SV Pars Neu-Isenburg in der Runde losgeht. Das erste Heimspiel ist am 12. August gegen die Spvgg. Neu-Isenburg geplant.
Als Generalbevollmächtigter Sport hat Mirko Schneider (Bild: SVU) nach 18 Jahren als Trainer beim SV Unter-Flockenbach schnell eine neue Rolle gefunden. Es war von Anfang an der Wunsch von Manager Rana Nag, den Weggefährten im Verein zu halten.
Der 53-jährige Schneider soll die sportliche Ausrichtung der Fußballabteilung strategisch nach vorne entwickeln. In keinem Fall wird er in das Tagesgeschäft der Trainer und Sportlichen Leiter eingreifen, heißt es in einer Pressemitteilung des SVU. Vielmehr wird er gemeinsam mit ihnen Entwicklungsziele und strategische Auswirkungen erarbeiten.
Ergänzend kümmert sich Schneider um den Aufbau einer Scouting-Abteilung. Das gilt für alle drei Herrenmannschaften, das Frauenteam und auch für die Jugendarbeit.
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